MS Finanz Cup in Dossow vom 06.-08.07.2012, 4.Platz

23.07.2012 12:26

Aus den Tiefen des Brandenburger Landes, aus dem Dickicht den sie Märkische Heide nennen, aus den letzten noch einsehbaren Winkeln der Fussballwelt, flatterte eine Einladung ins Haus, die nur eines bedeuten konnte: Auswärtssieg! Fünf tapfere Partizanen schlugen sich durchs Unterholz der A24 und hängten die Diskokugel ins Waldstadion. "Steige hoch du roter Adler, hoch über Sumpf und Sand. Hoch über dunkle Kiefernwälder, heil dir mein Brandenburger Land."

 

Anpfiff zu Spiel 1 und die Disko stand wie ein Ruderverein ohne Antreiber da. Der Funktionär mit Heimatgefühlen nur an der Seitenauslinie, Mittelfeld und Sturm waren im Urlaub verschollen und das Tor, verwaist wie das 'Monopoly' an einem Dienstagabend. Glücklicherweise war das Transferfenster an diesem Tag sperrangelweit offen und so wurde kurzerhand Danilo Buchert alias 'Locki' alias 'Die Katze' vom FC Dossow verpflichtet. Über die Ablösesumme schwiegen sich beide Vereine aus. Der erste Tanzpartner ließ bei der Disko Kindheitserinnerungen aufflammen und so war es nicht verwunderlich, dass die Kickers zunächst das Spielgeschehen bestimmten. Ein wenig überrascht und nach Luft ringend, suchten die Partizanen ihre Positionen. Was sie fanden war ein Mann, der weiß wie man erste Diskospiele am besten bestreitet. Börnetta, unnachahmlich zum 1:0. Der bittere Ausgleich wenige Augenblicke vor Schluss war dann verdient, doch überflüssig. Zweites Spiel, gleiches Bild. Die Freizeitmannschaft des FC Dossow, als Underdog in die Partie gegangen, nimmt sich die alte Pokalregel zu herzen und spielt locker mit den Großen aus der Hauptstadt mit. Ein Duell auf Augenhöhe, immer dicht unterm Diskodach. Doch dann, Andi Andi Andi Bar, mit Traumtor von links ins lange Eck. Was dann folgte, sollte in die Geschichtsbücher eingehen und den Frustpegel ganz nach oben schieben. Erst schob sich die Nummer 7 der Dossower Kati-Witt-ähnlich durch die Disko-Abwehr und lochte locker ein, bevor die Neuverpflichtung zwischen den Pfosten ihm den Ball direkt vor die Beine warf und nur noch hinterherschauen konnte, als die Sensation im Netz lag. 1:2! Die ersten Fans zogen ihre goldenen Trikots aus, die Fahnen wurden erst einmal wieder eingerollt, das Bier schmeckte plötzlich fahl. Es wurde eine Krisensitzung zum Thema Taktgefühl anberaumt. Es nützte zunächst nichts. 0:3 gegen die Fettbauch-Pioniere. Die Disko war ins Leere getanzt, hatte sich eine ordentliche Watschen abgeholt und baute das Team erneut um. Aufstellung: 3-1-1. Der nächste Gegner, die Handballer aus Wittstock, bekannt für Spielhärte und komische Formationen um den Strafraum herum. Es sollte das Glanzstück der Disko werden. Locki, in den Spielen zuvor schnell zum Fliegenfänger erklärt, zeigte, dass er sein Geld wert war. Große, große Paraden gegen einen schwer zu bremsenden Sturmlauf. Flanke um Flanke holte er runter, warf sich in jeden noch so gewalttätigen Schuss. Und die Disko? Chelseagleich auf die eine Chance wartend, die man nie bekommt. Dann das eindeutige Foul am windigen und geschickten Scherpuisat im Strafraum. Die Proteste auf beiden Seiten waren bundesligareif. Trotzdem: 9 Meter. Maschine entscheidet sich für den Andi Brehme Gedenkschuss und verwandelt sicher links unten. Sie hatten keine Chance und diese haben sie genutzt. 1:0! Damit war der Turniersieg der Handballer futsch. Es siegte Erfahrung über jugendlichen Leichtsinn. Endlich stand die Formation. Der Ball lief nun locker übers Fußgelenk, die Hüften wiegten geschmeidig im ostdeutschen Wind und endlich gab Steffenberg sein Debüt an diesem Tag. Eingewechselt konnte er allerdings die 0:1 Niederlage gegen den späteren Turniersieger Preußen Berlinchen auch nicht verhindern. Anders sollte es im letzten Spiel, dem Duell der Großstädte, Spree gegen Elbe, Berlin gegen Hamburg, Disko gegen Dockers, werden. Routiniert und entspannt durch die Hose atmend, spielten die Partizanen die Hamburger an die Wand. Vergessen war die Schmach der ersten Partien. Diese Partizanen, dieses letzten Spiels, hatten sich die goldenen Trikots redlich verdient. Steffenberg, ein großer seines Fachs, nach schöner Einzelleistung zum 1:0. Das bedeutete am Ende Platz 5 und eine wirklich gute Figur.

Auf der Tanzfläche: Locki (Schnelltransfer vom FC Dossow), Maschine (1), Börnetta (1), Scherpuisat, Andi Bar (1), Steffenberg (1), Dicker (ebenfalls Schnelltransfer vom FC Dossow), Lemichelis

 

In der dritten Nachspielzeit kam es zu rührenden und röhrenden Gesängen aller Diskolieder, dem Aufstocken der Flüssigkeitsreserven, einem verlorenen Partizanen im Kinderparadies, der Erkundung überdimensionierter Betten, einem Frühstück ohne gegnerische Einwirkung und der Erkenntnis, dass ein Maisfeld in unmittelbarer Nähe zum Spielfeld eine bedenkenswerte Angelegenheit ist.